Geschichte

Als eine der ältesten Schulen des Landes (gegr.1655) hat das Gymnasium Petrinum eine lange Bildungs- und Erziehungstradition. Von 1655 bis zur Säkularisation im Jahre 1804 leiteten die franziskanischen Minoriten die Klosterschule.

Nach der Schließung des Minoritenklosters war Brilon dann zunächst ohne höhere Schule, bis im Jahre 1821 das Petrinum in der Trägerschaft der Stadt Brilon – zunächst als Progymnasium – eingerichtet wurde. Seit dem Jahre 1858 ist das Petrinum als Vollanstalt das Gymnasium der Stadt Brilon, bis 1975 im Innenstadtbereich nahe der Nikolaikirche, seither im Schulzentrum an der Jakobuslinde.

Stationen und Epochen des Gymnasiums

1850 Ein Antrag einzelner Briloner Bürger auf Ausbau des Progymnasiums zur Vollanstalt, die durch Spenden der Bürger mitfinanziert werden soll, wird von der Regierung in Arnsberg abgelehnt.
14.07.1858 Trotz einiger Widerstände wird nach beharrlichen Eingaben durch Erlass des preußischen Kultusministers das Progymnasium zum Vollgymnasium erweitert, das nach dem Schutzpatron der Stadt „Gymnasium Petrinum“ heißen soll.
1892 Im ehemaligen Klostergarten wird die Turnhalle gebaut, die zugleich als Aula dienen soll.
1899 Zwecks Hebung der Schülerzahl in der Unter- und Mittelstufe wird im alten Krankenhaus ein Schülerheim, das Konvikt oder Alumnat Petrinum, eröffnet, das von Ordensschwestern geleitet wird. Die Schülerzahl steigt von zunächst 17 im Jahr 1908 auf 55 an. Im Dritten Reich wird das Konvikt aufgelöst.
1903 Durch einen Erweiterungsbau an der Kapellenstraße werden sechs neue Klassenzimmer und der auch als Konferenzzimmer benutzte Physiksaal geschaffen. Damit hat das alte Gymnasium im Wesentlichen seine heutige Gestalt erhalten.
1914 – 1918 Das Gymnasium steht im Schatten des 1. Weltkrieges. Es kam bald zu zahlreichen sogenannten Notreifeprüfungen, um Schüler für den militärischen Einsatz abstellen zu können. Auch viele Schüler des Gymnasium Petrinum zählten dann zu den Millionen Opfern dieser damals noch „der Weltkrieg“ genannten Tragödie.
1929 Der Verein ehemaliger Schüler des Gymnasiums Petrinum wird gegründet.
März 1933 Der angesehene Heimatforscher und Historiker Studienrat Josef Rüther, seit 1909 am Petrinum tätig, wird „wegen Krankheit einstweilen beurlaubt“, in Wirklichkeit wegen „Verletzung der nationalen Ehre“ vom Dienst suspendiert.
1937 Wie überall im Reichsgebiet wird das humanistische (altsprachliche) Gymnasium in eine Oberschule umgewandelt. Die Oberprima wird abgebaut, Latein wird reduziert und Griechisch ganz aufgegeben, Englisch wird erste Fremdsprache und in der Oberstufe wird ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig eingerichtet. Der Religionsunterricht wird abgebaut, Leibeserziehung (inkl. Boxen!) wird mit fünf Wochenstunden wichtigstes Fach. Verbunden damit sind Namensänderungen der Schule: das „Katholische Gymnasium Petrinum zu Brilon“ – so der Name bis 1937 – wurde nun umbenannt in „Petrinum, Städtische Oberschule für Jungen zu Brilon“ und noch einmal zwei Jahre später in „Städtische Oberschule für Jungen“
1939 Als Folge des 2. Weltkrieges wird der Unterricht stark eingeschränkt und kommt später ganz zum Erliegen.
1940 Nach dem erzwungenen schrittweisen Abbau der von Ordensschwestern geleiteten Marienschule werden zunächst 34 Mädchen auf die Schule aufgenommen.
1945 Das Schulgebäude wird z.T. für die Einquartierung von Soldaten benutzt, Oberstufenschüler werden als Luftwaffenhelfer an der Diemeltalsperre eingesetzt und nach einem Notabitur zum Heeresdienst eingezogen.
1946 Die Oberschule wird wieder umgewandelt in ein humanistisches (altsprachliches) Gymnasium und erhält den alten Namen „Gymnasium Petrinum”.
1949 Auf Drängen vieler Eltern wird neben dem altsprachlichen auch ein neusprachlicher Zweig eingeführt mit Französisch statt Griechisch als dritter Fremdsprache.
1952 Aufgrund eines Landesgesetzes werden als neue Mitbestimmungsgremien Klassen- und Schulpflegschaften eingeführt.
1955 Die festlich begangene 300-Jahr-Feier soll an die Gründung der Minoritenschule im Jahre 1655 erinnern.
1957 Die letzte altsprachliche Klasse macht Abitur. Das Gymnasium wird rein neusprachlich.
1966 Das Gymnasium erhält ab Obertertia (Jgst. 9) einen mathematisch-naturwissen-schaftlichen Zweig.
1971 Für Real- und Hauptschulabsolventen wird in der Obersekunda (Jgst. 11)) ein musisch-pädagogischer Zweig neu eingerichtet.
1973 Aufgrund eines Landesgesetzes wird die differenzierte Mittelstufe eingeführt. Damit wird die typengebundene, d.h. in verschiedene gymnasiale Zweige aufgeteilte Mittelstufe aufgegeben. Mit Zustimmung aller Mitbestimmungsgremien wird die differenzierte gymnasiale Oberstufe eingeführt (Oberstufenreform). Der Unterricht im Klassenverband mit einem feststehenden Fächerkanon wird damit ersetzt durch vom Schüler individuell zu wählende Grund- und Leistungskurse.
1975 Das Gymnasium zieht um in den fertiggestellten Neubau ins Schulzentrum an der Jakobuslinde: zu eng geworden waren die Gebäude an der Kapellenstraße, die mit kurzen Unterbrechungen über 300 Jahre der gymnasialen Erziehung gedient hatten.
1978 Durch ein neues Schulmitwirkungsgesetz wird als wichtiges Entscheidungsgremium in schulischen Angelegenheiten eine Schulkonferenz geschaffen, die sich zusammensetzt aus Lehrern, Eltern und Schülern.
1983 Zum Zeitpunkt der 175-Jahr Feier hat das Gymnasium Petrinum 1132 Schüler, die von 74 hauptamtlichen Lehrern unterrichtet werden.
2005 350 Jahre (Pro-)Gymnasium Petrinum in Brilon sind Anlass für eine umfangreiche Festwoche. Die neuen „Petriner“ der Eingangsklassen sind die ersten Schülerinnen und Schüler, die eine achtjährige Gymnasialzeit („G8“) vor sich haben.
2008 Mit einem Festakt begeht die Schule das Jubiläum anlässlich ihrer 250 Jahre als Vollgymnasium
2013 Zum letzten Mal erlangen am Petrinum Schülerinnen und Schüler die allgemeine Hochschulreife, die auf eine neunjährige Gymnasialzeit (G9) zurückblicken können. In diesem sog. „Doppeljahrgang“ legen gleichzeitig zum ersten Mal Schülerinnen und Schüler nach acht Jahren am Gymnasium Petrinum ihre Abiturprüfung ab.